Im Kirchenjahr

Gedankensplitter zur Passionszeit

Passionszeit – Fastenzeit – Zeit auf Ostern hin

Gespräche in dieser Zeit beginnen oft mit „Und was fastest du?“ Gut wenn man dann etwas parat hat. Das verspricht Anerkennung. Fasten gehört auch schon irgendwie zu unserer Leistungsgesellschaft dazu. Es schenkt Klarheit, Gewichtsabnahme, Erkenntnisgewinn etc.

Es gibt so viele Weisen, diese Zeit zu begehen. Alkohol, Fleisch, Nikotin, Süßes, … fasten. Eine Fastenkur machen. Ein Abnehmprogramm. Pilgerfasten. Saftkur. … Es gibt unzählige Fastenkurse, Fastenkalender, Fasten - Retraite, …

Ich frage mich, was motiviert zu einer wie auch immer gestalteten persönlichen Fastenaktion. Dass man mitreden kann? Eine Aktion, eine spezielle Selbstkasteiung vorweisen? Etwas zur Selbstoptimierung tun? Ein besserer Mensch werden …?

Was will ich erreichen? Welche Sehnsucht steht dahinter? Welche Weise ist angemessen, um die Passionszeit auch spirituell zu gestalten?

Im Folgenden zwei Zitate von christlichen Mystikern des 20. Jahrhunderts. Sie können vielleicht nochmal ein anderes Schlaglicht auf die Passionszeit werfen:

„Alles, was wir mit Recht von Gott erwarten, erbitten dürfen, ist in Jesus Christus zu finden. Was ein Gott, so wie wir ihn uns denken, alles tun müsste und könnte, damit hat der Gott Jesu Christi nichts zu tun. Wir müssen uns immer wieder sehr lang und sehr ruhig in das Leben, Sprechen, Handeln Leiden und Sterben Jesu versenken, um zu erkennen, was Gott verheißt und was er erfüllt.“

Dietrich Bonhoeffer. Widerstand und Ergebung – Briefe und Aufzeichnungen aus der Haft


Des Glaubens Nacht – so dunkel, dass wir nicht einmal den Glauben suchen dürfen. Es geschieht in der Gethsemane-Nacht, wenn die letzten Freunde schlafen, alle anderen deinen Untergang suchen und Gott schweigt, -

dass die Vereinigung sich vollzieht.           

                                                             Dag Hammarskjöld



 

Gebet

Segne meine Gedanken,

damit ich heute gut über die Menschen denke.

Segne meine Worte,

damit sie in ihnen Leben wecken.

Segne mein Leben,

damit ich immer das einmalige Bild verwirkliche,

das du dir von mir gemacht hast.

 

Segne alle Menschen, die ich im Herzen trage,

du, der gütige und barmherzige Gott,

der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

Anselm Grün